IST DIE BESAITUNG DER PROFIS FÜR HOBBYSPIELER GEEIGNET?


Die Auswahl der Besaitung ist für viele Spieler wie ein Sprung ins Ungewisse.

Eine bequeme Lösung? Die Saiten des Idols wählen. Schlechte Idee!



DIE VIELEN VERSCHIEDENEN BESAITUNGEN UND SPANNUNGEN DER PROFIS


Die Besaitungen und Saitenspannungen der professionellen Spieler sind sehr vielfältig. Nehmen wir zunächst das Beispiel der Spieler, die einen Schläger T-Fight von Tecnifibre verwenden: Daniil Medvedev, der mit der Besaitung Razor Code ATP spielt, hatte bei den Masters 1000 in Monte-Carlo eine Spannung von 24 kg. Tallon Griekspoor, bekannt als der Spieler, der bei der ersten Tour der ABN AMRO in Rotterdam Stanislas Wawrinka eliminierte, hatte eine Spannung von 23 kg, während Ruben Bemelmans mit 26 kg spielte. Marius Copil hatte für die Längssaiten 25 kg und für die Quersaiten 24 kg Spannung gewählt.





"Bei den Rolex Monte-Carlo Masters reichten die Spannungen von 13,5 kg bis 28/27 kg!" 



Stephane Chrzanovski

Professioneller Besaiter



Und das sind nur ganz kleine Unterschiede. In Wirklichkeit können die Spieler sehr hohe und auch sehr niedrige Spannungen verwenden. Sie wählen sie entsprechend ihrer Kraft, ihrer Erfahrung und ihrer Empfindungen aus.


„Bei diesem Turnier reichten die Spannungen von 13,5 kg (Mikhail Kukushkin) bis 28/27 kg (Simone Bolleli), während die Saiten etwa aus Polyester, Darm oder auch Hybridmaterialien bestanden“, erklärt Stéphane Chrzanovski, professioneller Besaiter des Teams Tecnifibre.



Die Besaitung, die dem einen zusagt, ist daher nicht unbedingt für den anderen geeignet.


Der Sandplatz, der natürlich langsamer ist als schnelle Oberflächen wie etwa Indoor-Hartplätze, zwingt die Spieler, sich anzupassen und ihre Saiten etwas weniger stark zu spannen, um den Trampolineffekt und damit die Leistung zu verstärken. Auch Sonne und Trockenheit sorgen dafür, dass der Ball weniger abprallt. Die Spieler nutzen ihren Schläger also nicht das ganze Jahr über mit der gleichen Spannung. In den Saisons mit schnelleren Oberflächen sieht man nicht selten wesentlich höhere Spannungen, da die Spieler mehr Kontrolle benötigen: Als Beispiel nennen unsere Besaiter oft Dustin Brown mit einer Spannung von manchmal bis zu 35 kg!


 


SIE HABEN NICHT DIE GLEICHEN STÄRKEN WIE DIE PROFIS! WÄHLEN SIE IHRE BESAITUNG NACH DER SPIELWEISE AUS

Stéphane Chrzanovski betreut das ganze Jahr über Profispieler bei verschiedenen ATP-Turnieren. So kann er beobachten, wie sich die Spannung jedes Spielers entwickelt, eine enge Spieler-Besaiter-Beziehung und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Er sagt uns seine Expertenmeinung:


Stéphane, berätst du die Spieler manchmal bei der Auswahl der Besaitung und Spannung? Hast du Beispiele?


SC: Ja, es kommt oft vor, dass man mit den Spielern die Wahl ihrer Besaitung bespricht. Vor allem am Anfang des Turniers fragen sie uns gerne, wie die Maschinen spannen, möchten Informationen zum Wetter, zu den Bällen, zur Atmosphäre in der Indoor-Halle, wollen wissen, ob der Sandplatz schnell ist oder nicht … In Washington gab es zum Beispiel ein langes Gespräch mit Édouard Roger Vasselin, der in der Halle 23/24 kg Spannung verwendet und am letzten Tag wegen der Hitze auf bis zu 25,5 kg gesteigert hat.


Ich hatte außerdem den Fall von Sascha Zverev, der wegen des wechselhaften Wetters um Anpassungen bat, die auf 100 g genau sein mussten.


Was empfiehlst du für die Wahl der Saitenart (Polyester, Multifilamente, Darm) und der richtigen Spannung für Hobbyspieler?


Also bei den Spannungen ist es sehr kompliziert, da es eine beste Lösung einfach nicht gibt. Professionelle Spieler haben eine Bandbreite, die von 10 kg bis 38 kg reicht. Mit etwa 23 kg bei den Männern und 26 kg bei den Frauen ist der Durchschnitt aber eher niedrig. Wenn ein Hobbyspieler genau die gleichen Saiten wie sein Idol verwendet, würde ich empfehlen, dass er die Spannung an sein Spielniveau anpasst! Nur weil ein Spieler wie Nishikori heute eine Spannung von 16,5 kg verwendet, muss ein Hobbyspieler nicht auch so schwach spannen. Er kann problemlos auf 23 kg spannen.


Bei einem Spieler wie Dustin Brown, der auf 37 kg spannt, muss der Hobbyspieler dagegen viel schwächer spannen, weil es sonst wehtun kann.



Welche Risiken bestehen denn deiner Meinung nach für Hobbyspieler, wenn sie sich bei der Spannung ihres Schlägers von Profispielern inspirieren lassen?


Für Hobbyspieler ist das oft kompliziert, da die meisten von ihnen eigentlich keinen Unterschied zwischen den Saiten spüren. Und doch ist ihre Wirkung auf den Organismus völlig unterschiedlich!


In den Shops und großen Handelsketten ist das wichtigste Kriterium oft die Lebensdauer, und der Rest wird dann leider einfach übergangen.


Ich selbst empfehle sehr gerne Hybridsaiten, um halt mal etwas zu versuchen, das nicht so hart ist wie kompletter Polyester …


Bei den Jugendlichen sind Multifilamente fast obligatorisch, da sie für den noch nicht ausgewachsenen Körper viel weniger traumatisch sind.


Bei den Senioren, die das Problem der Langlebigkeit oft nicht haben, empfehlen wir zu 100 % hochwertige Multifilamente wie etwa X-one, nrg2 etc. oder natürlichen Darm, der nicht so lange hält, aber viel schonender für den Organismus ist.